In Mexiko gibt es einen Unterschied zwischen Pünktlichkeit im Privatleben (die praktisch nicht existiert) und Pünktlichkeit in der Arbeitswelt, im Gegensatz zu Deutschland: hier wird der Pünktlichkeit in beiden Bereichen ein sehr hoher Stellenwert beigemessen.
Um ein Vorurteil gleich vorweg zu nehmen: Mexikaner sind in der Arbeitswelt nicht grundsätzlich unpünktlich, empfinden es aber auch nicht als störend, oder beleidigend, wenn man sich verspätet, oder ein Meeting später startet. Auch Abgabetermine sind durchaus dehnbar. Als Vorgesetzter ist es wichtig, immer wieder nachzuhaken, wenn eine Frist tatsächlich wichtig ist. Der Ursprung der Unpünktlichkeit liegt darin begründet, dass der Mexikaner (und übrigens viele andere Kulturen auch) den Menschen über die Arbeit stellen. Deshalb kann ein wichtiges Gespräch mit einem Familienangehörigen als sehr plausibler Grund für eine Terminverspätung gelten und wird nicht als unhöflich angesehen.
Mexikaner pflegen auch im Berufsleben mehr Körperkontakt als die Deutschen. Im Allgemeinen kommunizieren Mexikaner sehr viel mehr über Körpersprache und es gibt auch bei Geschäftspartnern wenig Hemmung bei kurzen Umarmungen, oder Schulterklopfen. Mexikaner begrüßen sich normalerweise mit einem vorgetäuschten Kuss Wange an Wange. Beim ersten Kennenlernen gibt man sich aber für gewöhnlich noch die Hand. Nach einem herzlichen und höflichen Gespräch geht man beim nächsten Treffen schnell zur üblichen Kuss-Begrüßung über, auch duzt man sich normalerweise schon beim zweiten Meeting.
Mexikaner sind ein ausgesprochen höfliches Volk. Das heißt nicht, dass Deutsche generell unhöflich sind. Sie sind in ihrer Art jedoch immer sehr direkt. Das kann von einem Mexikaner durchaus beleidigend empfunden werden. Kritik vor Anderen in einem Meeting sollte unbedingt vermieden werden und auch in einem Vier-Augen-Gespräch nicht direkt, sondern durch die Blume mitgeteilt werden. Keine Sorge: der Mexikaner versteht genau was sie ihm sagen wollen. Diese Art der Kommunikation ist für Deutsche oft schwer verständlich. Bei empfindlichen Angelegenheiten ist es deshalb durchaus sinnvoll das Gespräch zu einem Experten im Bereich interkulturelle Kompetenz zu suchen, um die richtige Herangehensweise durchzuspielen ohne, dass der mexikanische Geschäftspartner sich vor den Kopf gestoßen fühlt und Ihnen womöglich die Geschäftsbeziehung kündigt. Diese indirekte Art zu kommunizieren ist nämlich für Jemanden, der nicht dem mexikanischen Kulturkreis angehört durchaus eine eigene Kunst.
Die Hierarchien in Deutschland sind im Gegensatz zu Mexiko sehr viel flacher. Wenn Sie also ein Team von Mexikanern leiten wird von Ihnen verlangt, dass Sie die Entscheidungen treffen und diese aussprechen. Das mexikanische Team orientiert sich gerne daran und wird ihnen in der Regel auch nicht widersprechen. Ein wichtiger Aspekt, um zu verstehen, dass es nicht als herablassend, oder entmündigend empfunden wird, wenn der Vorgesetzte den Mitarbeitern die Aufgaben ohne zu fragen zuteilt.
In der Anfangsphase von Geschäftsbeziehungen ist es in Deutschland in der Tat üblich und professionell eine gewisse Distanz zu wahren und nicht zu sehr ins Private abzuschweifen, weil dies als unhöflich aufgefasst werden könnte. Der Deutsche fühlt sich dadurch schnell in seiner Privatsphäre verletzt. In Mexiko ist genau das Gegenteil der Fall. Auch, wenn die Geschäftsbeziehung noch sehr frisch ist, wird sehr großer Wert auf den Smalltalk vor dem eigentlichen Businesstalk gelegt und der Mexikaner empfindet es wiederum als sehr unhöflich, wenn nicht vor den eigentlichen Gesprächen Fragen zum Privatleben gestellt werden. Übrigens ist es extrem wichtig an diese Gespräche immer wieder anzuknüpfen und sich unbedingt nach dem Befinden der Personen zu erkundigen über die im letzten Meeting gesprochen wurde.